zwei TV-Geräte auf einem Sockel
© Schenkung Sammlung Hoffmann, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Courtesy Nachlass / Estate Jimmie Durham & Galerie Barbara Wien, Berlin

Blickwechsel. Jimmie Durham und das immaterielle Kulturgut im Museum für Sächsische Volkskunst

Auf zwei Bildschirmen ist im Wechsel zu sehen und zu hören wie der US-amerikanische Künstler Jimmie Durham (1940 - 2021) schlicht und stellenweise durch eine Mundharmonika unterstützt Liedfragmente aus seiner Erinnerung singt. Melancholisch und intim wirkt diese Reflexion, auch weil der bereits betagte Künstler den Blick in die Kamera und damit auf uns Betrachtende richtet. Durham, der sich selbst als Cherokee identifizierte, unterteilt die Lieder seiner Kindheit in jene, die er loswerden, und jene, die er behalten möchte.

  • Laufzeit 01.04.2022—23.10.2022

Seine Kriterien

Seine Kriterien für die Zuordnung zur einen oder anderen Kategorie lassen sich erahnen, so thematisieren die zu vergessenden Lieder Krieg, Religion und Gewalt, während es sich bei den lieb gewonnenen um Volks- und Liebeslieder handelt. „Musik hat etwas an sich, das uns wirklich eigen ist, das menschlich ist. […] Man kann Singen nicht wirklich monumentalisieren. Man kann es nicht von den Menschen trennen“, so der Künstler. In einer sehr persönlichen und leisen Weise verdeutlicht die Arbeit wie ein kultureller Kanon gebildet wird und dieser individuelle wie kollektive Identitäten prägt. Sie berührt darin eine Frage, die für das Selbstverständnis des Museums für Sächsische Volkskunst eine entscheidende ist: Jene nach der Bewahrung von Objekten, aber auch nicht materiellen Kulturguts und dessen Bedeutung für Vergangenheit wie auf die Gegenwart und Zukunft.

Gitarre liegend
© Museum für Sächsische Volkskunst, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Ignaz Mettal, Gitarre des erzgebirgischen Volksdichters und Sängers Anton Günther Schönbach (Böhmen), um 1900

Als Prolog

Als Prolog zu den im Jägerhof ausgestellten vielfältigen Sammlungsbereichen verweist das zeitgenössische Werk aber auch auf darauf, dass sich das Museum mit jedem bewahrten Objekt gegen viele andere entscheidet, die verschwinden und mitsamt ihren kulturellen Kontexten in Vergessenheit geraten werden. Bewahren und Vergessen sind also nicht nur in der Videoinstallation zwei Seiten einer Medaille.

abbildung

zwei TV-Geräte auf einem Sockel
© Schenkung Sammlung Hoffmann, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Courtesy Nachlass / Estate Jimmie Durham & Galerie Barbara Wien, Berlin
Jimmie Durham, Songs of My Childhood, Part One: Songs to Get Rid Of, Part Two: Songs to Keep, 2014

Die Familie Hoffmann

Die Schenkung Sammlung Hoffmann lässt zeitgenössische Werke mit den Objekten der unterschiedlichen Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in einen Dialog treten, um für die heutigen wie die historischen Exponate neue Betrachtungsweisen und Bedeutungsebenen zu öffnen.

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